Achtsamkeit

13.10.2020

Achtsamkeit boomt, weltweit! Es gibt kaum eine deutsche Zeitschrift, die nicht zwischendurch einen größeren Aufsatz über Achtsamkeit bringt.
Diese ganze Bewegung geht zurück auf den amerikanischen Mikrobiologen Jon Kabat-Zinn. Der hatte in jungen Jahren buddhistische Meditation kennengelernt und sehr positiv erlebt. Er hat dann diese Meditation aufgegriffen, sie von ihrem religiösen Überbau befreit (Wenn es wirkt, muss es beim Buddhisten, Christen und Muslim wirken!) und von Anfang an den Kontakt zur Wissenschaft gesucht (Wenn es wirkt, dann muss diese Wirkung nachweisbar sein!).
Mitte der 70er bekam er in Worcester an der Universität of Massachusetts die Chance, seine Meditation Patienten anzubieten, denen die Schuldmedizin nicht mehr weiterhelfen konnte z.B. chronischen Schmerzpatienten oder Krebspatienten usw.. Es war sein Ziel, diesen Patienten das Leben mit ihrer Erkrankung zu erleichtern und damit hatte er offensichtlich großen Erfolg.
Jon Kabat-Zinn und sein Team wurden über die Grenzen von Massachusetts hinaus bekannt. 1995 gründete er ein Zentrum für Achtsamkeit in Medizin Gesundheitswesen und Gesellschaft, das heute weltberühmt ist. Als Jon Kabat-Zinn 1996 erstmals nach Europa kam, kannte ihn hier niemand und es war schwierig, genügend Teilnehmer für einen Kurs zusammenzubringen. Wenn er heute einen Kurs anbietet, ist dieser in 30 min ausgebucht mit Teilnehmern aus der ganzen Welt.
Letztlich hat Jon Kabat-Zinn uralte buddhistische Übungsmethoden auf die westliche Kultur unserer Zeit übertragen. In einer Zeit, in der vor lauter Außenimpulsen(Werbung, Fernsehen, soziale Netzwerke) dem einzelnen kaum noch Zeit bleibt, zu sich selbst zu kommen, hat er offensichtlich einen Bedarf des modernen Menschen getroffen.
Meditation heißt gelenkte Aufmerksamkeit und Achtsamkeit heißt zunächst Lenken dieser Aufmerksamkeit auf den eigenen Organismus. Regelmäßiges Üben der Wahrnehmung des eigenen Körpers gibt die Möglichkeit, die Sprache des eigenen Körpers zu verstehen und ihn zu unterstützen in seinem Bemühen, Gesundheit aufrecht zu erhalten oder wieder zu gewinnen. Es eröffnet die Chance, den Alltag hinter sich zu lassen und den Kopf frei zu bekommen.
Da auch unsere Gefühle körperlich wahrgenommen werden, bekommen wir die Möglichkeit, mit diesen Gefühlen bewusster umzugehen und nicht nur zu reagieren, sondern reflektiert zu agieren z.B. bei Aggressionen.
Achtsamkeit beinhaltet auch einen bewussteren Umgang mit Wertvorstellungen, inneren Vorgaben und inneren Bildern, die weitgehend unbewusst unser Alltagsverhalten bestimmen und mit denen wir uns teilweise permanent selbst unter Druck setzen.
Achtsamkeit bedeutet auch einen aufmerksamen Umgang mit der Welt, in der wir leben. Unsere Erde ist der Lebensraum unserer Kinder und Enkel. Wir haben kein Recht, diesen Lebensraum zu zerstören. Unsere Mitmenschen haben das gleiche Recht wie wir auf einen achtsamen Umgang. Die eigenen Grenzen zu verteidigen und die Grenzen der anderen zu respektieren, ist die Basis eines friedlichen Zusammenlebens zwischen den Menschen und zwischen den Völkern.
Bei der Meditation ist es wie beim Klavierspiel. Der Erfolg führt nur über regelmäßiges Üben. Jon Kabat-Zinn verlangt von seinen Schülern tägliches Üben von 45 min. Meditieren kann man im Sitzen, im Stehen, im Gehen und im Liegen. Wichtig ist, eine Zeit in seinem Tagesablauf einzuplanen.